Welche neuen Ansätze gibt es im Lehrplan?
Ökonomische Allgemeinbildung
Unabhängig von der wirtschaftsberuflichen Bildung (BW, Datenmanagement & RW, IT, …) wird eine „eigene Schiene“ für die wirtschaftliche Allgemeinbildung geschaffen. Hierbei sollen der Unterrichtsgegenstand „Volkswirtschaft“ und der neue Unterrichtsgegenstand „Private Wirtschaftsbildung“ beitragen und auch als gemeinsames Wahlpflichtfach „Ökonomische Allgemeinbildung“ iRd mündlichen RDP sichtbar werden. Wir sehen in der starken Positionierung der ökonomischen Allgemeinbildung auch eine Vorreiterrolle und einen bedeutenden Beitrag zu den Bereichen „Mündige Bürgerin“ / „Mündiger Bürger“ und „Lebensgestaltbarkeit“ aus unserem Zielbild.
Economic Literacy (Private Wirtschaftskompetenz)
Economic Literacy (Private Wirtschaftskompetenz) zielt auf die Fähigkeit der Absolventinnen und Absolventen ab, in ökonomisch geprägten Lebenssituationen im Privatbereich bzw. Alltag reflektierte und nachhaltige (ökonomisch, sozial & ökologisch bewusste) Entscheidungen treffen zu können. Ausgehend von strategischen Entscheidungen im Privatleben wird der Fokus auf die überwiegend operativen Entscheidungen in den Bereichen Finanz- & Verbraucherinnenbildung / Finanz- & Verbraucherbildung, Berufs- & Arbeitswelt (inkl. Steuern) und – unter sanfter Hinführung an den volkswirtschaftlichen Bereich – Markt & Staat (inkl. moralischer Handlungsoptionen) gerichtet.
Economics (Volkswirtschaft)
Der Unterrichtsgegenstand Economics (Volkswirtschaft) bleibt unverändert im V. Jahrgang. Da bereits im Unterrichtsgegenstand Economic Literacy (Private Wirtschaftskompetenz) eine Hinführung an den volkswirtschaftlichen Bereich erfolgt, findet insgesamt eine Ausweitung der volkswirtschaftlichen Inhalte statt.
Fremdsprache
Der neue Unterrichtsgegenstand „Internationale Kommunikation mit Fokussprache …“ („InKo Fr/It/Sp/Ru/…“) steht ganz im Zeichen des freudvollen Sprachenlernens und dient dem Aufbau von mehrsprachiger und mehrkultureller Kompetenz, dem Kompetenzaufbau in einer gewählten Fokussprache (sämtliche Fremdsprachen, die bisher möglich waren) sowie der Förderung der Familiensprachen und vorgelernter Sprachen. Die Schwerpunktsetzung in der Fokussprache erfolgt auf mündliche Kommunikation sowie auf den reflektierten Einsatz von KI (z.B. im Schriftverkehr).
Das Zielniveau in der Fokussprache ist A2+ für alle Schülerinnen und Schüler nach dem IV. Jahrgang. Ein zusätzliches Vertiefungsfach (Wahlfach) soll im V. Jahrgang sprachbegabte/-interessierte Schülerinnen und Schüler zur mündlichen RDP führen (B1).
Nähere Informationen (insb. das seitens des Fremdsprachenteams eingebrachte Rahmenkonzept) finden Sie in den Quellen.
IT Business- & Creative Solutions
Aufgrund der rasanten Entwicklungen im IT-Bereich und geänderter Anforderungen auf Abnehmerseite wird im Rahmen der Lehrplanentwicklung der IT-Bereich neu konzipiert.
Der Unterrichtsgegenstand „IT Business- & Creative Solutions“ löst die beiden Gegenstände WINF und OMAI ab.
Absolventinnen und Absolventen sollen dazu befähigt werden, digitale Anwendungen zu beherrschen, um die Herausforderungen der Zukunft – auch in neuartigen Erscheinungsformen – zu meistern.
Der Unterrichtsgegenstand besteht aus vier Säulen:
IT als Tool der kaufmännischen Problemlösung
Probleme der betrieblichen Praxis mithilfe von IT Tools selbstständig lösenKollaboration, Prozesse und IT-Infrastruktur
IT-Applikationen zielorientiert nutzen und die Funktionsfähigkeit sicherstellenData Awareness, KI und Cyber Security
Mit Daten verantwortungsvoll umgehenDigitale Lernwerkstatt
Rechnungswesen, Datenanalyse und Reporting
Die Aufgabe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich Rechnungswesen und Controlling wird in der Praxis zunehmend als Datenmanagement bezeichnet. Nicht mehr das Verbuchen von Belegstapeln, vielleicht sogar unter Schnelligkeitserfordernis, sondern die „denkende Buchhalterin" bzw. der „denkende Buchhalter“, das Verstehen der Prozesse und Probleme (z.B. einer Klientin bzw. eines Klienten), Ergebniskontrolle, die Auswertung der Daten und das Ableiten von Handlungsempfehlungen sind jene Kompetenzen, die Absolventinnen und Absolventen von kaufmännischen Schulen zukünftig benötigen werden.
Im Bereich der Kostenrechnung ist an eine andere Schwerpunktsetzung gedacht, z.B. soll die Kostenplanung gleich zu Beginn thematisiert werden.
Business Experience & Future Challenges
Business Experience:
Die Praxisschiene soll eine höhere Wahlmöglichkeit bieten. Für weitgehend idente Kompetenzziele sollen im II. und III. Jahrgang unterschiedliche Module wählbar sein (bei einer geteilten Klasse oder bei Parallelklassen könnten bspw. zwei verschiedene Module nach Wahl der Lehrerin bzw. des Lehrers oder der Schülerin bzw. des Schülers stattfinden). Organisatorisch sind keinerlei Änderungen nötig, da der Klassenverband bzw. die bisherige Gruppenteilung beibehalten werden kann. Folgende Kompetenzziele (vereinfacht) sind zurzeit mit folgenden Modulen geplant:
Entrepreneurial Mindset, wahlweise mit den Modulen Innovation & Businessplan, Start Ups z.B. Junior oder Kollaboration und Wettbewerbe umsetzbar.
Einfache Unternehmenssimulationen, wahlweise mit den Modulen Unternehmenssimulation & Lernbüro (z.B. Mini-Übungsfirma, analoge oder digitale Planspiele) oder digitale Unternehmensprozesse (z.B. mittels ERP) umsetzbar.
Auftragsorientiertes Arbeiten & digitales Projektmanagement, wahlweise mit den Modulen Unternehmensauftrag, SDG-Projekt, fall- bzw. auftragsorientiertes Arbeiten mit einer Unternehmenssoftware (z.B. ERP, MS dynamics, JIRA) umsetzbar.
Digitale Arbeitsumgebung, wahlweise mit den Modulen digitales Arbeiten (Vorbereitung auf die Übungsfirma), Einführung in eine Unternehmenssoftware (z.B. Cloud-Computing-Plattformen wie MS Azure) oder Vertiefung in ein ERP-System umsetzbar.
Übungsfirma:
Die Übungsfirma bleibt als Herzstück der kaufmännischen Ausbildung weiterhin im IV. Jahrgang; die digitale/papierlose Übungsfirma inkl. Prozessorientierung soll Standard werden. Für besonders engagierte Übungsfirmen wird die Möglichkeit eines zweijährigen Moduls (Schülerinnen- und Schülergenossenschaft oder Übungsfirma) geschaffen. Die Kompetenzziele werden hierbei entsprechend erweitert.
Future Challenges:
Der bisherige Unterrichtsgegenstand BPQM (bisher einstündig im V. Jg.) wird im V. Jg. auf zwei Wochenstunden ausgeweitet. Im 9. Semester kann zwischen Academic Training (Vorbereitung auf ein Studium) und Vocational Training (Vorbereitung auf den Berufseinstieg/eine berufliche Karriere) oder einer Kombination aus beiden Teilen gewählt werden. Hiermit soll ein optimaler Übergang in das Berufs- oder Studienleben erfolgen. Eine derartige Spezialisierung wurde seit einigen Jahren immer wieder seitens der Wirtschaftspädagogik vorgeschlagen. Im 10. Semester findet in bewährter Weise eine Vorbereitung auf die Betriebswirtschaftliche Fachklausur mittels Case Studies statt.